Auf dem Weg zum 45cm Dobson ab 1987

Die Beobachtungsberichte im Magazin Sterne und Weltraum der Ausgabe 11/1983: Helmut Spaude mit seinem 45cm Teleskop auf dem Sudelfeld in den bayrischen Alpen. Dieser Bericht wurde mit Spannung gelesen! 

Helmut transportierte das parallaktisch montierte Teleskop mit einem kompakten Opel Kadett City auf die Berge.

In den 1980ern wurden per Anzeige der Coulter Optical Company im Magazin Sky& Telescope Spiegeloptiken inseriert. Zu einem unglaublich attraktiven Preis von 600 US Dollar für einen 17,5" (45cm) Spiegelsatz! Es war die Quelle von Helmuts Teleskop. Das ließ den Wunsch nach einem dicken Spiegelteleskop immer stärker werden.

Zu dieser Zeit las ich auch Berichte über John Dobson.

John war in USA sehr populär und zeigte, wie ATM'ler  (Amateur Telescope Maker) unkomplizierte und große Spiegelteleskope selbst kostengünstig herstellen können.

Regelmäßig wurden in der Zeitschrift Sky& Telescope während den 80er Jahren unter der Rubrik "Gleanings of ATM" große Selbstbauteleskope präsentiert.

Zusammen mit der Kolumne von Walter Scott Houston                " Deep Sky Wonders" waren das Gründe, die nächste Ausgabe von Sky& Telescope mit Spannung zu erwarten.

Mein Favorit war ein Bericht von Ron Ravneberg:                           "A 17,5" Dobsonian Telescope doing it right."

Nach einer Beobachtungsnacht im März 1987 mit dem 24 " Newton in der Kuppel und einem 17,5" Newton vor der Wertheimer Johann Kern Sternwarte kreuz und quer durch den Frühlingshimmel und den Galaxienhaufen in Sternbildern Löwe und Virgo wurde ich endgültig vom Öffnungsfieber infiziert.

Am Folgetag wurde für mich über Stefan Thiele ein 17,5" Spiegelsatz bei der Coulter Optical Company, USA, bestellt. 

Als Lieferzeit wurde  nach Eingang von 50% Anzahlung  1 Jahr genannt.

Mein schönes 75mm Unitron Fernrohr musste für die fälligen 50% Anzahlung bei Bestellung geopfert werden.

Zeitgleich wurde mit der Konstruktion eines 45cm Dobson Teleskops begonnen, und nach brauchbaren Materialien und Normteilen für mein Teleskopbauprojekt gesucht .

Geplant war das Dobsonteleskop bis zum Eintreffen der Optik fertigzustellen. 

Holzteile wie Hauptspiegelbox, Hut und Rocker nahmen langsam in der heimischen Werkstatt Gestalt an.  

Die Konturen wurden geduldig mit der Stichsäge und eigens angefertigten Vorrichtungen aus den Multiplex Birke Holzplatten geschnitten.

Die Höhenlager hat mir ein damaliger Kollege von der Meisterschule freundlicherweise  hergestellt. Aus massivem Aluminium Rundmaterial mit 250mm Durchmesser wurden  Ringe auf großer Drehbank hergestellt. Nach Fertigstellung war die Maschine nahezu unter den Spänen begraben.

Zusammen mit Teflon Klötzchen dienten die Aluminiumringe als Lagerwerkstoff zur Bewegung des Teleskops in der Höhe. 

Im Azimut wurde eine Holzplatte mit 3 Teflon Klötzchen, auf der Gegenseite eine auf die Unterseite Rockerbox geleimte Resopalplatte "Ebonystar" als Gleitlager verwendet. Über die Größe der Lagerfläche wurde der Auflagedruck definiert.

Das Teleskop war butterweich ohne Anfahrrucke in alle Richtungen zu bewegen. 

Mit etwas Übung kann das Teleskop auch mit hoher Vergrößerung problemlos in diagonaler Richtung den Gestirnen nachgeführt werden.

Das Herzstück des Teleskops ist neben der Optik die Spiegelzelle aus Aluminium mit kardanisch gelagerten 18 Auflagepunkten.

Die Einzelteile (Dreiecke) wurden aus 8mm dickem Duraluminium von Hand mit der Metallbügelsäge ausgeschnitten. Wippen wurden aus massiven 10mm Messingstangen gesägt. Die Lagerböcke für die Wippen hat Rainer auf seiner "Hommel" Fräsmaschine gefertigt. 

Frühjahr 1989: Der Lack auf dem fertigen Teleskoptubus  ist schon lange trocken, es sind nun 2 Jahre nach der Bestellung vergangen und noch ist keine Lieferung der Optik erfolgt.

Nachfragen wurden wieder mal mit:" We will deliver soon" beantwortet.

3 Jahre Lieferzeit für 45cm Spiegel

Frühjahr 1990 ,endlich eine positive Nachricht, die Optik ist angekommen! Ich durfte bei Stefan meinen Spiegel unter 3 Exemplaren aussuchen. 

Dabei hatte ich eine glückliche Hand, meine Wahl fiel auf ein gutes Exemplar. Das konnte beim Beobachten bestätigt werden. Das fertige Teleskop begeisterte mit tollen Bildern.

Planeten wurden scharf und kontrastreich abgebildet. Auf Jupiter waren viele Strukturen und feine Farbabstufungen in den Wolkenbändern zu sehen, der GRF erschien in zartem Lachsrot.

Auf dem Mars waren dunkle Oberflächenstrukturen auf einer orangeroten Planetenkugel mit einer schneeweisser Polkappe sichtbar. Die Grosse Syrte und die Gabelbucht am 0° Meridian gut zu identifizieren. 

45cm Öffnung zeigen bei der Galaxie M51 Spiralarme mit Brücke zum Begleiter, der Kugelsternhaufen M13 wird fast bis in das Zentrum aufgelöst. 

Zahlreiche Deepsky Objekte erscheinen in ihrer wahren Pracht. Die Gasnebel in der Sommermilchstrasse sind prächtige Objekte im 45cm Dobson.

Galaktische und Planetarische Nebeln können mit Struktur und teilweise auch farbig gesehen werden, die zuvor nur von langzeitbelichteten Fotografien bekannt waren. 

Lustwandeln entlang der Filamente des Cirrusnebels im Schwan und Abfahren des gesamten Komplexes ist eindrucksvoll. Mit dem Einsatz eines  Schmalbandfilters sind viele Details sehr deutlich wahrnehmbar.

Der erste große Dobson auf dem ITT.

Im Herbst 1990 wurde das Teleskop beim 6. ITT auf dem Wollner Nöck in Kärnten den Besuchern vorgestellt.

Mancher zweifelte beim Anschauen am Tag und urteilte voreilig dass ein 45cm Teleskop mit azimutaler Lagerung in der Praxis nicht funktionieren würde. 

Nach dem Einbruch der Dunkelheit mussten sich Mitspechtler in einer Warteschlange hinter dem Okular gedulden.

Auch die Kritiker vom Tag zuvor reihten sich nach und nach ein und erfreuten sich u.a. an den Staubstrukturen in der Galaxie NGC 253.

Stefan Thiele war von der Funktion meines Teleskops sehr angetan und fragte, ob ich für Ihn Dobson Teleskope bauen würde.

Im Jahr darauf startete die Fertigung der kleinen Serie von  einem Dobson made in Germany" dem Skylight 16.

Die Vorlage: Ron Ravnebergs 17,5 Zoll Dobson 

Die Bauteile des neuen Dobson  nehmen Gestalt an

Die massive 18 Punkte Zelle aus Aluminium 

Das fertig gebaute Teleskop wartet auf die Optik 

Endlich mit dem 17.5" Dobson unter Sternen!

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