Beobachtungsbericht 22.April 2022 First Light mit dem Nachtgrabb
Leider gibt es immer weniger dunkle Stellen in “The Länd“ weil nahezu überall „The Seggl“ jeden Hühnerpfad und Misthaufen in der Nacht meinen beleuchten zu müssen.
Ein adaptiertes Auge zur Beobachtung des gestirnten Himmels ist im dichtbesiedelten und erleuchteten Schwabenland nahezu nicht mehr möglich. Aber wenige dunkle Stelle gibt es noch, diese sind aber nicht dem PKW, sondern nur zu Fuß zugänglich.
Um mit dem Teleskop dort hinzukommen habe ich meinen neuen 16“ Dobson „Nachtgrabb“ auf Räder gestellt. So geschehen Mittwochs im Anschluss an den Stammtisch der Backnanger Sterngucker ging es um 22 Uhr in Richtung Mainhardter Wald.
Dort wurde auf einem Wanderparkplatz die Ladefläche meines Autos entleert und innerhalb von 5 Minuten ging mit es dem zusammengesteckten Transportwagen zu Fuß etwa 500m bergauf zu einem dunklen Plateau auf 560m ü.N.N. mit Rundumsicht ohne direkt sichtbare Leuchtkörper.
Von meinem Sternfreund Dieter J. begleitet erreichten wir den gewünschten Platz nach etwa 5 Minuten zu Fuß. Nach weiteren 5 Minuten Aufbau mit Justage der Optik und den Suchern wurde zuerst die Galaxie M 51 eingestellt.
Das war das erste Beobachtungserlebnis für mein neues Fernrohr, den „Nachtgrabb“.
Die Fokallage passte und mit perfekter Balance mit und ohne Okular im Auszug, sowie die geschmeidig bewegbare Lagerung in Azimut und Höhe, am treffendsten mit SMOOTH zu beschreiben, wobei für die passende Beschreibung dieses Vorgangs nur ein „Ti-Eitsch“ am Ende des Wortes zu wenig ist.
Auch Dieter war von dem Beobachtungskomfort des perfekt funktionierenden Dobsons und von der Option sitzend zu beobachten sehr angetan.
Dieter war erfreut über den direkten Anblick der Spiralarme bereits bei der Aufsuchvergrößerung von 60x und wir erhöhten auf 128x und 200x. Das brachte Gewinn und die Spiralarme waren noch strukturierter mit besserem Kontrast direkt schön zu sehen.
M64, die Black Eye Galaxie war schnell eingestellt. Bei 128x war die sichelförmige dunkle Struktur neben dem Zentrum gut sichtbar.
Nicht weit davon entfernt befindet sich die irreguläre Galaxie NGC 4449. Bei 60x war ein zartes Glimmen sichtbar. Bei 128x wurde der eines Rechtecks ähnlichen Struktur gesprenkelt mit Aufhellungen gesehen.
Die wechselwirkende Galaxien NGC4631/ 4627 genannt „Der Wal“ oder auch „Heringsgalaxie“ waren das nächste Ziel. Bei 128x war der Begleiter 4627 gut sichtbar. Dieter war von der sichtbaren Größe von NGC4631 bei 200x beeindruckt.
Bei 60x ist das Paar NGC4656/57 „der Hockeyschläger“ gemeinsam mit den o.g. Objekten im Gesichtsfeld. Mit 128x und 200x Vergrößerung sind die namengebenden Strukturen schön zu sehen.
Das Leo Triplett war die nächste Station des Himmelspaziergangs. Alle 3 Galaxien sind bei 60x im GF zu sehen. Besonders die zart erahnbaren Staubstrukturen von NGC 3628 wurde mit den Vergrößerungen von 128x ( 14mm UWA) und 200x ( 9mm UWA) bewundert.
Dann wurde in das Zentrum des Virgohaufens eingeschwenkt. Die Gegend um M84/86 wurde entlang der Markarian Kette abgefahren, stellenweise waren 7 Galaxien im Gesichtsfeld bei Vergrößerung 60x (30mm Leitz) sichtbar.
Das Spazieren mit leicht gängigem Teleskop inmitten des Galaxienhaufens in sitzender Position ist ein Vergnügen.
Weiter im Süden wurde anschließend der Staubstreifen der Sombrerogalaxie M104 mit 128x und 200x bewundert.
Das schwach sichtbare Glimmen der Galaxien NGC 4038/39, den Antennengalaxien im Sternbild Rabe beendete unsere Tour zu den Galaxien des Frühlingshimmels bevor der Mond um 00:39 aufgeht.
Der Dobson war wieder innerhalb von 5 Minuten zerlegt und auf seinem Transportwagen verstaut.
Nach kurzem Fußmarsch zum Auto wurden alle Teile auf dem Parkplatz ausgelegt und im Laderaum meiner Mercedes B Klasse verstaut.
Dieter hat es trotz dünner Hose und Jacke nicht bereut bei einem kurzen Spaziergang zum Frühlingshimmel in einer der letzten noch dunklen Ecke im schwäbischen Wald dabei gewesen zu sein.
Ich bin mit der Umsetzung meiner Idee vom fahrbaren Dobson bezüglich Handhabung und Funktion sehr zufrieden. Das Vorhaben wurde mit diesem Ausflug erfolgreich getestet und beendet.Vom letzten Blick durch den Dobson bis zur Abfahrt sind weniger als 15 Minuten vergangen.
Gegen 1 Uhr 30 bin ich nach 45km Fahrt durch die Nacht zu Hause eingetroffen
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