Beobachtungsbericht vom 5. September 2013 mit 30"Dobson


Von grünen Leuchtfeuern der Sommermilchstrasse zu Galaxien am Herbsthimmel.

Nach der Wettervorherage für den Alpenraum haben wir von einer Fahrt
in die Alpen am Donnerstag den 5. September Abstand genommen
und eine Spechtelnacht an heimischen Äckern bevorzugt.

Der Schwäbische Landhimmel 60km NW von Stuttgart kommt gegen den bekannt guten Himmel
auf alpinen Höhenzügen nicht an, es fehlt fast eine Magnitude Grenzgröße, ich höre bei gut 6m fst, gute Rundumsicht und keine Lampe im Blickfeld niemand im Schwäbischen Wald meckern.
Schon am Mittwoch waren ausserordentlich gute Wetterbedingungen zu beobachten,
aber erst am Donnerstag war ich aus beruflichen Gründen in der Lage endlich mal wieder unter den Sternenhimmel zu kommen.

Während dem Aufbau unseres 30“F4 Dobsons konnten wir vor der Abenddämmerung deutlich den Erdschatten am Westhorizont sehen. Das machte Hoffnung auf eine der inzwischen selten gewordenen guten Spechtelnächte im Schwäbischen Wald.

Meine Weitwinkel-Fernrohrbatterie mit 8x60mm-11°GF, 11x80mm-7,5°,20x120mm-4.2° auf Giro und Vermessungsstativ wurde neben dem 30“ aufgestellt.
Zum Komfort beim Spechteln mit allen Gerätschaften hat mein Füssener Astrostuhl großen Anteil.

Uli kam seinen schönen 15“ Discovery Dob dazu,
Mike brachte seinen Grab´n Go einen Skywatcher 120/600 Kometensucher mit.
Dennis und Micha (MAV) komplettierten das Spechtelteam an diesem verlängerten Abend.

Die Venus viel zuerst am frühen Abend tief im Südwesten auf.
Mit der Venus wurden zum 30“der 8“F5 Sucher und der Telrad einjustiert.
Verwendet haben wir in dieser Nacht am 30“ folgende Okulare:
Nagler 31mm =100x, Ethos 17mm=170x, Ethos 10mm= 305 x, Nagler Zoom 3-6mm = 500-1000X.

Beim Einrichten der WW-Fernrohre habe ich über den Baumkronen im Süden den Schmetterlings Sternhaufen M7 aufgefunden.

Nachdem es etwas dunkler geworden ist,wurde M13 mit dem 30“und M24 in den WW Fernrohren aufgesucht.

Noch in der Auskühlphase zeigte der Dicke noch keine perfekten Sternabbildungen,
Dennoch war M13 bis ins Zentrum gut aufgelöst und auf Position 5 Uhr
hoben sich die 3 Dunkelschläuche des Propellers gut ab.

Nachdem ein Jeder ein wenig auf die Leiter am Dob gesabbert hat
konnte der Dob zur nahen Galaxie NGC 6207 geschwenkt werden.
Diese erscheint länglich und leicht gefleckt mit hellem Zentrum .

In den kleineren WW Fernrohren konnten neben der kleinen Sagittariuswolke M24
die schönen Gasnebel M17 und M16 im selben Gesichtsfeld gesehen werden.
Dazu bequem und entspannt auf dem Füssener Astrostuhl sitzend
ist ein solcher Anblick in der Sommermilchstrasse ein wahrhaftiger Genuss für den Sehnerv.

Und darauf kam es uns auch an diesem Abend an. Nicht unbedingt die schwächsten Funzeln aufsuchen, sondern sehen und genießen nach langer Zeit der Entbehrung im mehr als mageren Spechteljahr 2013.

Mike stellt am 30“ im Hercules den Turtlenebel NGC 6210 ein.
Mit 170x und 300x er Vergrösserung sind schalenförmige Strukturen in einem eisblauen ovalen Planetary sichtbar.

Ich drehe den dicken Dob in Richtung Jagdhunde und stelle Messier 51 ein, bevor dieser zu tief im NW steht. Bei 170x ein Beobachtungsgenuss im 30“F4
Leuchtend hell die Spiralarme mit knotenförmigen Verdichtungen und der 90° Knick in einem Arm begeistern die Spechtler.

Micha dreht den Dob im Azimuth weiter in Richtung Norden und stellt M81 und M82 ein.
Im 30er zeigen beide Objekte schöne Details die gerne von jedem Spechtler beäugt werden.

Uli hat zum Vergleich die Objekte im 15“ aufs Korn genommen.
Im 15“F5 sind beide Objekte noch in einem Gesichtsfeld zu sehen.

In den WW Fernrohren werden parallel Nordamerika und Pelikannebel mit und ohne UHC Filter beobachtet.
Ein Cirrusnebel am Stück findet in allen 3 Fernrohren Gefallen

NGC 6309, the Box Nebula wird im 30“ angefahren, dieser erscheint entsprechend seinem Nickname als längliches, fast rechteckiges Objekt.
Leider schon etwas tief im Südwesten stehend ist kaum ein Farbeindruck erahnbar.

Im 30“ erscheint NGC 7027 „Magic Carpet“ als knallgrüner ovaler PN (Sternbild Schwan)
Ich ziehe spaßeshalber die Vergrösserung bis auf 1000 fach mit dem Nagler Zoom hoch,
aber bereits bei 500 fach erscheinen die Sterne vom Seeing etwas aufgebläht.
Ich lege das Zoom daraufhin zurück in den Okularkoffer.

Der schöne PN 6818 im Schützen ist das nächste Objekt.
Kreisrund und fahlgrün mit dunklen Schattierungen in der Nebelblase zeigt uns der 30“ den PN bei 170 und 300x.

Ich schwenke danach ein wenig nach Süden runter und finde
als einen ovalen Schimmer NGC6822 auf, Barnards Zwerggalaxie.

In den Fischen wird Messier 74 eingestellt.,
Mit 170 fach sind die schönen Spiralarme direkt zu sehen.

Mike verabschiedet sich gegen Mitternacht und wir stellen zu ihm
als Betthupferl den Helixnebel NGC 7293 ein. Ohne Filter ist er nur zu erahnen,
aber mit UHC Filter erscheint er bei 100x als 1/2 des Gesichtsfeld einehmender
abgeplatteter Ring, der an der nördlichen und südlichen Abgrenzung heller erscheint.

Auch Dennis muss los und nachdem wir - gestört von abfahrenden Autos-
die Adaption wiedererlangt haben geht es hoch zur südwestlichen Ecke vom Pegasus Rechteck.
Die schöne Galaxiengruppe von NGC7454,7448,7463-64-65 wird aufgesucht.

Anschließend wird das Teleskop in Richtung Südosten zu den Fischen geschwenkt.
NGC 520, und die Dreiergruppe NGC 467-70-74 werden angesteuert..

Zuerst NGC 520 der „Chromosomennebel“, zeigt sich als grosses längliches irreguläres Objekt mit Staubband. Mit Phantansie kann man eine Helix erahnen.
2 Gesichtsfelder weiter westlich taucht das Trio von NGC 467-70-74 auf.

Die Schöne Balkenspirale NGC 7479 ist unser nächstes Objekt.
Mit 170facher Vergrösserung sind indirekt die Spiralarme wie Häkchen an den Ende des zentralen Balkens zu sehen.
Allerdings ist der Anblick im 30“ im Schwäbischen Outback mindestens 2 Klassen bescheidener als letzten September mit dem16“ auf dem Roque auf La Palma.
Dort haben die Häckchen auch in direkter Ansicht richtig geknallt!

IC 63 bei Gamma in der Cassiopeja wird nun aufgesucht, ich bin gespannt
was unser Dicker unter heimischem Himmel zeigen kann.
Na geht doch!
Östlich von Gamma ist relativ einfach ein pfeilspitzenfömiger Nebel zu sehen,
Mit UHC hebt sich der Nebel etwas deutlicher vom Hintergrund ab.
Unweit daneben finde ich IC 59 auf, der schwieriger auszumachen ist.

Als Kontrastprogramm hat Micha Kembles Kaskade in den WW Fernrohren
Anvisiert. Im 11x80 gefällt mir der Anblick am Besten.
Wie ein Wasserfall aus glitzenden Edelsteinen leuchten die Sterne auf.

Das ist der Anlass den Dob auf den PN NGC 1501 einzuschwenken.
Mit 300 facher Vergrösserung zeigt sich ein grasgrüner Planetary mit
hellerem ,unterbrochenem Blasenrand und gut sichtbarem Zentralstern.

Wir schwenken hoch zum Perseus und stellen NGC 1275 die hellste Galaxie des Perseus Galaxienhaufens ein.
Schon im Aufsuchokular bei 100x sind neben dem aufgesuchten Objekt etwa 10 Galaxien zu sehen,
mit etwas mehr Vergrößerung heben sie sich deutlicher ab.
Wie eine Kette reihen sie sich durch das Gesichtsfeld.

M76 ist das nächste Objekt meiner Begierde, bei 100 fach erscheint der PN
in grünlichem Schimmer, bei 300 fach sind am Schalenrand einfach die Verdickungen zu sehen ,
die zu den Namen „Kleiner Hantelnebel“ führten. Teile des äusseren Halos sind erahnbar.

Das Kontrastprogramm in den WW Fernrohren heisst nun H+Chi.
Im kleinsten Fernrohr, dem 8x60 steht das Muskelmännchen mit im Gesichtsfeld.

Mit einem grossen Schwenk in Richtung des bereits im Westen stehenden Schwans
Wird der PN 7008 eingestellt. Er erscheint bei 170x wie ein Ohrläppchen mit 2 eingepiercten Sternen.

Der Irisnebel im Cepheus NGC 7023 gefällt im Zentrum durch zartes bläuliches Leuchten und Dunkelstrukturen.

In der WW Batterie strahlt in fahlem Licht bereits der Orionnebel,
Während ich knapp neben der gerade aufgehenden Krippe nach dem Kometen Ison suche, leider erfolglos. Ich opfere anschließend meine Adaption am dicht an der Krippe stehendem Mars.

Plötzlich taucht ein älterer Besucher gegen 5 Uhr auf,
der von Abendspaziergängern gehört hätte es wären hier Teleskope aufgebaut.

Er zeigte sich interessiert , war aber etwas zurückhaltend.

Wir laden Ihn ein und teilen mit unserem Besucher die letzte Stunde dieser schönen Nacht mit den prächtigen Schwingen der Orionnebels, WW-Anblicke der Plejaden und Perseus
und verblitzen uns in der Morgendämmerung die Augen am Jupiter im 30“, der zahlreiche Details in den Wolkenbändern bot, knackscharf auch bei 300x.

Als der 30“ im Anhänger eingeladen ist zwinkert uns Sirius, der einsam am hellen Morgenhimmel zu sehen ist.

Danke an Uli und Micha, die meine Person bis ins Morgengrauen hinein ertragen haben.

Im Auto bei der Heimfahrt dachte ich mir:
Den Jones Emberson1, den G1, die Silberdollar Galaxie im Sculptor und und und...
hast Du heute nacht nicht eingestellt.


Schön, wenn nach so einer tollen Nacht noch viele Wünsche für das kommende Spechtelevent übrig bleiben.