Beobachtungsbericht vom 30.Sept.2011 mit 30" im Schwäbischen Wald
-Zu Beginn Beleuchtung , am Ende der Pferdekopfnebel-.
Eintreffen mit Anhänger und 30“ auf dem Beobachtungsplatz kurz nach 21 Uhr.
Mike, Michel D.,Daniel, Hannes, Dennis , Uli K., Steffen und Markus sind schon da,
haben ihre Ausrüstung aufgebaut und beobachten mit schwindender Begeisterung einen Bauern auf einem riesigen Trecker, der wenige 100 Meter von uns entfernt mit gleissend hellen Scheinwerfern bestückt seinen Acker umpflügt. Etwas nach mir treffen Micha und Gerard ein.
Mit einer gewissen Spannung verfolgen wir die Tätigkeit des Treckerfahrers,
auch er wird sich fragen was da für Gestalten mit 8 Autos und einem Anhänger in der Nacht auf dem Feldweg treiben. Rechtlich betrachtet ist er richtig und wir falsch. Zu Beginn des Feldwegs ist ein Schild „Zufahrt verboten„ Land und Forstwirtschaftliche Fahrzeuge frei.“
Ich entschließe mich noch nicht aufzubauen und abzuwarten, was sich aus dieser Situation ergibt.
Am 14,5 Zoll Dobson von Dennis stelle ich inzwischen mal Komet Garradd ein.
Nach etwa einer Stunde hat der Treckerfahrer seine Aktivitäten auf dem Feld beendet und kommt auf uns zugefahren, ich halte Ihn an und versuche freundlich zu erklären was wir treiben.
Ein freundlich lächelnder Mittvierziger ist der Fahrer und wir sind erleichtert daß sich
diese Situation mit einem freundlichen kurzen Gespräch aufklären lies.
Er umfährt unseren Fahrzeugtroß ohne Meckern und man wünscht sich gegenseitig einen schönen Abend.
Dann wird hurtig der 30 Zöller aufgebaut, mit zahlreichen helfenden Händen steht er in knapp 10 Minuten um 22Uhr 30, und nach kurzer Justage wollen die Anwesenden die Supernova in M101 sehen. Die tiefe Position des Objekts in der Streulichtglocke der tief im Tal liegenden Kleinstadt verhindert eine genussreiche Detailerkennung dieser Galaxie, aber immerhin ist das Zentrum sowie mehrer Knoten deutlich und schwach die Spiralarme erkennbar.
Ich baue derweil meine WW Ausrüstung, bestehend aus FH 120/600 und 80/324 auf.
Der Schwan kulminiert und der Cirrusnebelkomplex ist dran.
Detailreiche Filamente von Hexenhand und Sturmvogel ,
nebenan eine Übersicht des ganzen Komplexes im FH 120/600 und nochmals im Sternfeld mit viel Himmel im 80/324. Die Mitspechtler wandeln mit Freude von einem Okular zum Andern.
In den Kometensuchern werden Nordamerika mit Pelikan und die Nebel um Gamma Cygni ,mit dem Crescentnebel betrachtet, welcher im 30 Zoll nebenan detailierter angeschaut werden kann.
M31 ist das nächste Objekt auf der Wunschliste unserer Mitspechtler
Deutlich sind zwei Dunkelstreifen unterhalb des Galaxienzentrums im 30“ zu sehen,
beim Schwenken erahnbar ein Dritter. Mehr als 4 Gesichtfelder groß kann man die Galaxie im 30" abfahren. Von den Sternansammlung NGC 226 bis hin zu den Begleitern könnte man an diesem Objekt längere Zeit mit Genuss verweilen.
Im FH 120 passt M31 gerade so ins 4,3° große Feld, erst im kleinen 80er steht sie losgelöst im 7,5° großen sichtbaren Raum.
Das nächste Glanzlicht am Himmel wird im 30“ eingestellt.
M33 zeigt bei 170x im 17mm Ethos schöne 2 Spiralarme ,unübersehbar der helle NGC 604 und viele weitere Aufhellungen in den Spiralarmen. Das Objekt steht formatfüllend im Gesichtsfeld. Je länger man am Okular verweilt umso mehr Detail wird sichtbar, aber es wartet schon der nächste Beobachter.
Dann folgt ein schwächeres Objekt.
Der planetarische Nebel Jones 1 ist nur mit Hilfe des OIII Filters zu sehen,
Und ich benötige ein wenig Zeit um mit meinen verwöhnten Augen den schwachen Nebel zu lokalisieren. 100x und 170x
Eine Herausforderung unter den recht guten Bedingungen im schwäbischen Wald ist der planetarische Nebel Abell 72 im Delphin,der erst nach längerer Suche lokalisiert werden kann. Schließlich finde ich eine schwache leicht längliche Nebelblase, die dicht neben bei einem helleren Stern steht bei 170x mit OIII Filter.Unter besseren Bedingungen in den Hochalpen wird dieses Objekt einfacher aufzufinden sein.
NGC 7293 der Helixnebel wird im FH 120/600 einfach gefunden und einmal im Telrad angepeilt, ist er auch nebenan im 30“ schnell eingestellt. Bei 170facher Vergrösserung füllt er nahezu das Gesichtsfeld aus. Der riesige Ring erscheint an Nord und Südsektion abgeplattet und deutlich heller.
Mit UHC Filter ist der Anblick besonders beeindruckend.
Der Planetarische Nebel NGC 7027 im Schwan, Magic Carpet Nebula genannt, ist unser nachstes Objekt. Gegenüber den blassen Abells ist der ein Leuchtfeuer.
Im knallig grüner Farbe finde ich einen länglichen Planetary mit exzentrisch sitzendem Zentralstern.
Bei 300fach im 10mm Ethos sehe ich einen dunklen Schlauch der die nun etwas rechteckige Form im Verhältnis von 2:1 teilt. Um den Zentralstern scheint es eine weitere rundliche Nebelblase zu geben.
NGC 7008,ein planetarischer Nebel zwischen Schwan und Kepheus ist das nächste Objekt.
Es hat die Form frei im Raum schwebenden Ohrmuschel. Im Nebel kann ich 5 Sterne, unmittelbar daneben 2 Sterne sehen. 30“F4 -170x
NGC 7023, der Irisnebel im Kepheus wird eingestellt. 100x und 170x
Um den anregenden Stern herum ist ein bläulicher Reflektionsnebel mit 3 Dunkelzonen zu sehen,
die größte Dunkelzone hat eine dreieckige Form und ragt fast bis zum Stern vor..
NGC 5907 eine Galaxie in Kantenlage im Drachen erscheint als dünne Spindel mit seitlichem Staubstreifen in dem flockige Struktur zu sehen ist.
Am Schönsten mit vielen Details bei 170x, formatfüllend im Gesichtsfeld bei 300x.
NGC 2403 eine Spiralgalaxie zwischen Großem Bär und Luchs von schräg oben betrachtet, ich kann 4 Spiralarme sehen die sich um den Galaxienkern winden. In den Armen sind helle Knoten zu sehen.
Je1, Jones Emberson 1 im Sternbild Luchs wird aufgesucht.
Ich strapaziere etwas die Geduld der Anderen bis ich Ihn endlich finde.
Manchmal fluche ich über sternarme Felder und nenne schwache Sterbilder wie Giraffe "Geraffel",
aber im Luchs bin ich ohne Brille und Karte verloren.
Mit OIII Filter ist bei 170x ein ringförmiger Nebel mit 2 Knotenförmigen um 180° versetzt angeordneten Verdickungen zu sehen.
Mich erinnert die Struktur an einen Kopfhörer. Daher der Spitzname „galaktischer Kopfhörer“.
Parallel dazu stehen im 80/324mm die offenen Sternhaufen M36,37 und 38 in einem Gesichtsfeld.
Dann wird zu „Kembles Kaskade“ und NGC 1502 hochgeschwenkt.
M1, der Crabnebel erscheint im 30“ wie ein gedrungenes „S“,
Zieht man den Filterschieber mit UHC/ OIII/ und H-Beta durch kann man mitdem OIII Filter Strukturen im Nebelinnern erkennen.
Um 4 Uhr morgends ist Zeit für die Objekte im Orion.
M42: Schon im 80mm ist die dunkle Huygensregion zu erkennen, deren Faserstrukturen im 30“ räumlich gestaffelt wirken. Die Zentralregion leuchtet in einem geisterhaften hellen Grün, währen die obere Schwinge einen rötlichen Farbstich zeigt. Beim Verbleiben am Okular mit 170x blitzen zeitweise im Trapez die Komponeneten E und F.
NGC 2024 der Flammennebel nahe dem westlichen Gürtelstern wird auf dem Weg zum Pferdekopfnebel, den alle noch Verbliebenen sehen wollen, kurz mal mitgenommen.
Deutlich ist sind H-Beta und im UHC die breite und die dunklen Teilungen zu sehen,
von denen aus die Nebelmassen wie Flammen nach aussen züngeln.
Einen Rutsch mit dem Dob nach Süden und ich sehe einen Stern mit kompaktem Reflexionsnebel,
dann noch ein Stückchen nach Südosten, den H-BetaFiltler reinschieben, und da steht der IC 434 in den der Dunkelnebel B33 ragt. Ein Weilchen am Okular verbleibend kann schön die Pferdeschnauze erkannt werden.
NGC 1999 der Schlüssellochnebel südlich des grossen Orionnebels ist ein weiteres Objekt.
Deutlich ist der Reflexionsnebel zu sehen, erst mit 300facher Vergrösserung kann ich mit Schwierigkeiten die Dunkelregion,das Schlüsselloch lokalisieren.
Mehrmals im Verlauf der Nacht haben wir uns mit dem 30“ am Jupiter die Augen verblitzt und einen unglaublicher Detailreichtum in den Wolkenbändern gesehen.
Die grosse Öffnung offenbarte bei knackig scharfen und detailreichen Bildern feinste Farbdetails und einen deutlich hervorstehenden GRF . Meist wurde mit 170x beobachtet, 300fach brachte für sehr kurze Momente Anblicke mit „Offenbarungen.“
Um 5 Uhr in der Früh wurde mit dem Abbau begonnen und die Heimfahrt ins aufgehellte Remstal angetreten. Kurz nach 6 Uhr war ich mit einer Tüte frischer Brötchen aus der Backstube sehr müde aber auch sehr zufrieden wieder zu Hause.[:)]
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