Beobachtungsbericht 18.September 2007 mit 6" Jaegers Refraktor

Der stahlblaue Himmel am Nachmittag motivierte mich meine Sternguckerkumpels zum gemeinsamen Spechtelabend zu aktivieren.
Um 20 Uhr 45 brummten wir zu zweit mit Mikes Galaxy die Serpentinen nach Bürg hoch.
Von dort aus sahen wir eine blutrote Mondsichel hinter Winnenden auf den Horizont aufsitzen.
Vorfreude für gute Bedingungen kam auf!

Nach weiteren 20 Minuten Fahrt ins schwäbische Outback kamen wir weit abseits von Straßenlampen und deren störendem Streulicht auf einem Hochplateau im Schwäbischen Wald an.
Mindestens 2 Hügelketten dazwischen sind nötig um der Lichtverschmutzung von Stuttgart und dem Remstal zu entfliehen!

Mein Spazierguck-Fernröhrle, ein alter Jaegers 6"F5 Refraktor war schnell aufgestellt.

Während  Mike noch seinen schönen 12,6"F6 Dob zusammensteckt, habe ich schon M7 zusammen mit Baumwipfeln im Bildfeld. Der "Schmetterlingssternhaufen" ist eines der südlichsten Objekte, welche im schwäbischen Wald zu erhaschen sind.

Das Sternbild Schütze bot mir nacheinander die Kugelsternhaufen M69,M70,M54, NGC 6624,6522 sowie M28 und den schönen M22 zum Betrachten an. M22 ist bei 25x im 6" schon aufgelöst.
Ein Bildfeld von 3,3° ermöglicht ein Lustwandeln zwischen diesen Objekten.

M55 steht etwas abseits weiter östlich.  Seine Sterne sind zu schwach um diese im 6 Zöller einzeln zu sehen. Er zeigt sich als etwa 1/4°grosser Wattebausch ohne Mittenkonzentration.
Mikes 12,5 " zerlegt diesen Kugelhaufen in seine Einzelsterne.

Beim Abbiegen in die Richtung zum Milchstraßenzentrum gelange ich bei M8 und M20 an.
Beide stehen im Gesichtsfeld meines Jaegers Fernrohrs bei 25 facher Vergrößerung.

Mit einem 2" UHC Filter von Astronomik zeigt M8 schön in Nebel eingebettete Sterne.
Eine dunkle Staubwolke, die Lagune, teilt dieses hübsche Objekt.

Bei M20 sind Dunkelschläuche , welche eine Dreiteilung des Nebels bilden erkennbar.
In Mike,s 12,5" werden beide Objekte einzeln detaillierter und eindrucksvoller gezeigt.

Beide Objekte jedoch schwebend im Weltall in einem Bildfeld, mit den namensgebenden Details im 6"Jaegers zu sehen, entzückt auch den Mike.

Vorbei wieder ohne Filter ging es am unscheinbaren M21, ein offener Haufen zu M24, der kleinen Schützenwolke. Etwa 1°x 1,5°großer Teppich glitzernder Sterne ist wieder ein Prachtobjekt im 6" Röhrle.

Die Suche nach NGC6567 einem Plantetary nahe M24 wurde nach ein paar Versuchen aufgegeben.
0,1`sind für 25 fache Vergrößerung ein zu kleines Objekt.

Ein Schwenk um etwa 1,5 Gf von M24 nach Osten zeigt M25,
ein ebensolcher um 2 GF nach Westsüdwest M23, 1 GF (=Gesichtsfeld mit gut 3°) oberhalb der Schützenwolke finde ich M18. Alles sind offene Sternhaufen der Sommermilchstraße.

Ist M18 bildmittig eingestellt, zeigt sich in meinem Jaegers am oberen Bildrand eine zart strukturierte Gestalt, der schöne Gasnebel M17. Die amerikanische Namensgebung: "Swan Nebula" ist im 6" viel treffender als die deutsche Bezeichnung Omeganebel.

Stellt man den M17 an den unteren Bildrand auf 6Uhr erscheint auf 1Uhr ein weiteres schönes Objekt , der Sternhaufen M16. Mit dem UHC Filter ist IC 4703 zu sehen, welcher M16 einhüllt.
Auch dessen Bezeichnung "The Eagle" kann man an der Struktur des Nebels mit dem 6" gut nachvollziehen.

Nächste Objekt ist M11. Eingebettet in der Schildwolke ist dies ein Paradeobjekt für einen Kometensucher. Mitten in der Nordwest Abrisskante der Schildwolke blitzt der konzentrierte Sternhaufen aus der Umgebung heraus. Mit größerem Gerät ist der Eindruck nicht in dieser Schönheit nachvollziehbar.

Unterhalb der Schildwolke, etwa 3° südlich finde ich den Kugelsternhaufen NGC 6712,
welcher mit dem im 6" gerade noch erkennbaren Planetary IC1295 ein hübsches Paar bildet.
Der Einsatz des UHC ändert das Bild zu Gunsten des PN ab.

Nach Südosten zur Grenze zum Steinbock führt mich das nächste Objekt. Der Planetarische Nebel NGC 6818. Nur 0,4´gross und schon 2 mal überfahren finde ich Ihn als ein kleines Nebelscheibchen bei 25 fach. Nun weiß ich, warum es aus dem 0,1`grossen NGC 6567 bei M24 nichts geworden ist.

Die nahe gelegene Galaxie NGC 6822, auch Barnards Galaxie genannt,
bleibt trotz genauer Lokalisierung der Position im 6er für mich unsichtbar.

10°südöstlicher finde ich  M75 einem Kugelsternhaufen der hell und  stark konzentriert erscheint.

Wieder etwa 15° nordöstlich davon, bereits über dem Dreieck des Steinbocks bereits im Sternbild Wassermann gelange ich über den Kugelsternhaufen M72, und M73, der eigentlich nur aus 4 Sternen besteht, zum Planetary NGC 7009 ,dem Saturnnebel.
Nadelfeine Sternabbildungen des Jaegers Refraktors machen es mir leicht, das kleine grüne Scheibchen bei 25x zu erkennen. Im 12,5" von Mike zeigt sich bei 280 fach (7mm Nagler)ein ovales grünes Scheibchen mit 2 angesetzten Spitzen, die dem Objekt den Namen geben.

Als nächstes suche ich den Kugelhaufen M30 im Steinbock auf.
Beim Betrachten des kleinen konzentrierten Wattebauschs erinnere ich mich an die Unerreichbarkeit dieses Objekts bei Messier Marathons in Frühjahrsnächten auf unseren Breiten.

Der Helixnebel NGC 7293 ist mit UHC-Filter zwischen Wassermann und Steinbock ein leichtes Objekt.
Der 6"Jaegers zeigt bei 25x einen auffälligen gefüllten Ring, einen halben Monddurchmesser groß.

An der nördlichen Grenze des Wassermanns zum Pegasus besuche ich den schönen Kugelsternhaufen M2 der mit 25x am Rand aufgelöst wird.

Gut 4 Gesichtsfelder das Fernrohr nach Norden geschwenkt gelange ich zum M15 im Pegasus.

Danach habe ich wieder Lust auf die Milchstraße, nun der Abschnitt im Schwan.

Der Cirrusnebel wird zuerst eingestellt. Der hellere östliche Bogen NGC 6992 und der Sturmvogel 6960 passen gerade noch in das Gf des Jaegers rein. Mit dem UHC Filter ist zusätzlich die zarte Struktur des "Hexenbesens"  auch Pickerings Triangular Whisp genannt in Bildmitte erkennbar.

Auch die Nebel um Gamma Cygni sind mit dem UHC FIlter im über 3° großen Feld zu erkennen.

Ein Gesichtsfeld in Richtung Albireo geschwenkt taucht der Sichelnebel NGC6888 im Gesichtsfeld auf. Seine Form erinnert mich an ein menschliches Ohr, gepierct mit Sternen.

Mit dem blossen Auge ist östlich von Deneb eine kleine Dunkelwolke zu sehen, die von einem hellen Haken begrenzt wird. Mit dem 7x50 Fernglass ist dieser Haken als Nordamerikanebel identifizierbar.

Etwas südlicher davon, N-Amerika an den Gesichtsfeldrand des Jaegers gestellt,
ist die Struktur des Pelikannebels IC 5067 bei 25 x zu erkennen. Eine sehr gute Durchsicht im Zenit!

Leider wird es am Horizont immer dunstiger, und wir beschließen nach einem Schwenk in Richtung Norden zu Kembles Kascade in der Giraffe ,dem schönen Sternhaufen NGC 1502
und dem Planetary 1501 den Abend langsam zu beenden.
Im 12,5" von Mike sieht man bei 1501 einen schwachen grünlichen Ring,
in dem ab und zu beim Schielen zart das Zentralsternchen aufblitzt.

Während der Mike mit Abbauarbeiten beschäftigt ist,
nutze ich die Zeit zu einem kurzen Ausflug zu M31/32/110 und zur Dreiecksgalaxie M33.

Auch der Pacmannebel NGC 281 in der Cassiopeja wird kurz mit UHC Filter begutachtet.
Deutlich sieht man einen 3/4 Nebelkuchen der an den Schnittstellen etwas ausgefranst erscheint.

H&chi sind das letzte Schaustück bevor der Deckel auf das Objektiv kommt.
Um 0Uhr 30 werden 2 patschnasse Fernrohre in den Ford Galaxy geladen.

Etwas habe ich noch unterschlagen:

Die Beobachtung von Uranus und Neptun im Aquarius mit Mikes 12,5".

Und: Am Donnerstag, den 13.9.habe ich zusammen mit meinem Spechtelfreund Micha
schon einmal einen ähnlichen schönen Spaziergang am spätsommerlichen Himmel unternommen.

Kabellose Grüsse und ein herzliches Hallali
aus dem Schwäbischen Wald von Gerd

Jaegers Referaktor 152/762mm Kometensucher mit Kniehebel Höhenlagerbremse und UncAl's Handgranate, das 20mm Nagler Typ2 Okular.

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