Silvretta 2008

Der Silvretta-Sterngucker-Ausflug auf die Bieler Höhe (2032m ü.N.N.)

Nachdem ich nun Alles wieder sortiert hatte, den 30Zöller in die Backnanger Garage, den ganzen Krimskrams den ich mit hatte bei mir zu Hause, und letztendlich mich selbst, kommt am Abend und am Vormittag danach die Muse einen kleinen Bericht zu schreiben.

Begonnen hatte der Ausflug mit längerfristigen Planung, zu Neumond im August Arbeitsfrei zu bekommen. Es stand die Edelweißspitze (Großglockner Hochalpenstrasse) und die Bieler Höhe (Silvretta Hochalpenstrasse) als Exkursionsziel zur Auswahl. Micha A., Paul D. und Ulli H. sagten ihre Gesellschaft bei diesem Ausflug zu. Die etwas bessere Wettervorhersage für die Bieler Höhe machte uns die Entscheidung leicht.

Kurz nach 8 Uhr am Mittwoch, 19.August wurde Micha abgeholt. Zügig ging es über Ulm, auf der A7 und A 96 in Richtung Süden. Bei Rast zur Mittagszeit kurz vor Dornbirn trafen wir mit Ulli und Paul zusammen. Danach ging es im Konvoi (A-Klasse mit Anhänger und Ford Transit) über Bludenz zur Ortschaft Partenen, bei der die Silvretta Hochalpenstrasse beginnt.

Der erste Schreck kam als die Dame an der Mautstelle uns erklärte, daß man mit einem Anhänger nicht die Hochalpenstrasse befahren darf. Höfliche Argumentation und die Bitte eine Ausnahme zu gewähren, brach das Eis und wir bekamen einen Fahrerlaubnisschein zur Benützung mit Anhänger! Wir waren sehr erleichtert.

Nach gut 10km Bergauffahrt mit zahlreichen engen Serpentinen erreichten wir die Bieler Höhe auf gut 2000 Meter mit dem Silvretta Stausee.  Ich stellte das Gespann  am nördlichen Ende des großen geschotterten Parkplatzes auf etwa Höhe der Staumauer ab.  Dort ist man abgeschirmt von Störlicht die Gästehäuser und Verkehr verursachen können. Von wenigen PKW´s ,die trotz Nachtfahrverbot unterwegs sind, sieht man die Lichtkegel nur seitlich.

Ein kleiner Spaziergang zur Erkundung der Örtlichkeiten zeigt, dass unser Standort gut gewählt war. Auf der Terrasse der Pension Piz-Buin  genehmigen wir uns eine kleine Erfrischung. Zurück auf dem Platz richten wir uns für die Dauer des Aufenthalts ein. Die Teleskope werden aufgebaut und sorgen sogleich für das Interesse anderer Gäste.

Gegen Abend treffen weitere Sternfreunde ein, eine Handvoll Leute vom Astronomischen Treff im Münchner Norden mit Helmut S. ein Schwabe der in Hannover wohnt namens Bernhard E. und Chefredakteur der Zeitschrift Interstellarum Ronald Stoyan.

Nachdem die Dämmerung vorüber war, wurde NGC 6210 ein PN im Herkules aufgesucht. Bei 240x erschien im 30“ ein grünliches Oval mit Zentralstern.

Der nicht unwesentlich entfernte M13 war Pflichtobjekt an dieser Himmelsecke zusammen mit der Begleitgalaxie NGC 6207. Der Anblick im 30“ begeistert mich  immer wieder.

Neben dem Gipfel des Piz Buin scheint um 22Uhr das Sternbild Schütze heraus. 

Mit dem  6“Jaegers Kometensucher wurde sogleich dort herumgerührt und viele bekannte Glanzlichter der Sommer Milchstrasse abgefahren, mit dem 6x30 Kronos WW Fernglas zeigen sich mit M24 in Gesichtfeldmitte 10 Messierobjekte auf einen Blick! (M,8,16,17,18,20,21,22,23,24,25)

Besonders beeindruckt hat mich die sehr deutliche Sichtung des Pfeifennebels direkt neben dem Bergrücken der Lob Spitze. Ein Bonbon  war die Beobachtung des Kometen Christiansen, der einfach direkt vor der Spitze des  Sternbilds Pfeil aufzufinden war. Im 6“ zeigte sich ein 8,5m helles Nebelwölkchen, im 30“ war bei 100x ein breiter 2 fächiger Schweifansatz  zusehen.

Nun wurde im 30“ wurde NGC 6818 eingestellt, der PN zwischen Schütze und Steinbock.Bei 240x konnten eine grünliche Scheibe  mit verzweigter Dunkelstruktur erkennen.

Direkt darunter, weniger als 2° entfernt steht NGC 6822 „Barnards Galaxie“ die bei 100x. Etwa die Hälfte des  Gesichtsfeldes  mit schwachem Sternenschimmer ausfüllt.

Die „Schneekugel“ NGC 6781 im Adler ist das nächste Objekt mit 240x. Als große weißliche Scheibe mit einem hellen Rand zeigt sich die Nebelblase.

NGC 6751 ein weiterer PN im Adler zeigt sich als ein gefülltes kleines Ringchen im 30“.

M27 (NGC 6853) bei 240x zeigt der 30“ im Innern viele Sterne in einer räumlich wirkenden sanduhrförmigen Nebelmasse, die von den „Ohren“ umschlossen wird. An einem Ohr ist als Anhängsel das hellste Stück der äußeren Schale zu sehen.

Zirrusnebel am Stück –beide Bögen NGC 6960 und 6962, im Gesichtsfeld , Nordamerikanebel NGC 7000 und deutlich der Pelikannebel IC 5070, sowie der Schmetterlingsnebel IC  1348 um Gamma Cygni sind die Paradeobjekte für den  6“ Jaegers Refraktor bei 26x im über 3° großen Gesichtsfeld.

Nun ist es Zeit für den Helixnebel NGC 7293, im 6“ ein helles Rund, zeigte sich dieser im 30“ mit seiner ganzen Pracht-  Gesichtsfeld füllend im 20mm Naglerokular T2 bei 150x.

Im 30“ wird NGC 7009 der Saturnnebel eingestellt. Bei 240x erscheint dieser deftig Grün mit deutlich sichtbaren Spitzen, von diesem Anblick ist auch Ronald sehr angetan. 

JN1= Jones Emberson 1 im Pegasus erscheint bei 100x mit OIII Filter als, auf der östlichen Seite geöffneter großer Ring. Ich habe Ihn sogar ohne Filter aufgefunden. Die Form erinnert an das als Vanillekipferl bekannte Weihnachtsgebäck.

Die Galaxie NGC 7331 wird mit dem 30“ ins Visier genommen. Bei 100x in den unteren Gesichtsfeldrand gestellt erscheint auf 12 Uhr die berühmte Galaxiengruppe „Stefans Quintett“, welche bei 240x im 13mm Nagler etwas genauer beäugt werden kann. Die 3 hellsten Galaxien zeigen Struktur, die schwache Galaxie NGC7320C ist gut zu sehen. Auf der anderen Seite von NGC 7331 sind die Begleiter 7335,7336,7337 und 7340 zu sehen.

Die Spechtelgruppe vom ATMN kommt zu Besuch rüber und wir machen für die netten Kollegen aus München eine kleine Schau von Paradeobjekten mit dem Dicken. Cirrusnebel -Bezirk Knochenhand, die dunklen Zacken in M31, Spiralarme des M33, M57 mit Zentralstern, sowie Hantelnebel M27, die Jungs sind begeistert.

Es ist NGC 253-Zeit um 2Uhr 30. Nach kurzem Aufsuchen im 6“ Jaegers wird das Prachtstück im Bildhauer auch im 30“eingestellt. Im 30Zöller ist die Galaxie bei 150x größer als das Gesichtsfeld. Zahlreiche Fladen von Staub Strukturen sind zu sehen.

NGC 246 der Totenkopfnebel im Walfisch ist das nächste Objekt. Bei 240x und UHC Filter macht die sichtbare Erscheinung dem Namen Ehre.  M74 im Walfisch zeigt sich als kleine helle Galaxie mit Spiralarmen.  M77 in den Fischen ist deutlich größer und in zarterem Licht, Spiralarme sind einfach zu sehen.

Nach 4 Uhr am Morgen sind nur noch 3 Beobachter am Werk. Bernhard, Ronald und Meinereiner

Der Perseus Galaxienhafen um NGC 1275, 2° östlich von Algol ist das nächste Objekt. Im Gesichtsfeld erscheinen Rautenförmig angeordnet die 4 hellsten Galaxien, westlich davon schließen sich mehrere schwächere Haufenmitglieder zu einer Kette quer durch das Sichtfeld an. Beim abwärts Schwenken des Dobsons sind weitere zahlreiche schwache Galaxien zu sehen.

Entspannt im Klappstuhl betrachte ich mit dem 6x30 WW Kronos Fernglas die Milchstrasse im untergehenden Sternbild Schwan. Deutlich sind der offene Sternhaufen M39 und nicht weit davon entfernt "die Dunkelzigarre" B164 ein markanter Dunkelnebel zu sehen. Der Nordamerikanebel, die schöne Sternwolke darüber und der große Dunkelnebelkomplex in Richtung zu Gamma Cygni, sind im kleinen Fernglas unter diesem dunklen Himmel ein Genuss. 

Im Kepheus wird der Reflexionsnebel NGC 7023 „Irisnebel“ mit dem 30“ aufgesucht. Um einen hellen Stern zeigen sich schöner blauer Reflexionsnebel, der von einer V-förmigen dunklen Staubstruktur auf der westlichen Seite begrenzt wird.

Im Nordwesten scheint das Zodiakallicht steil bis hoch in den Fuhrmann. Mit dem 6x30 Fernglas habe ich 3/4 des Sternbilds  Fuhrmanns im Gesichtsfeld und zähle 7 offene Sternhaufen, darunter die bekannten M37, M36 und M38.

Venus scheint darunter wie ein Scheinwerfer vom Himmel. Bernhard öffnet eine Flasche Blaufränkischen mit Zweigelt. Wir beschließen die Nacht und begrüßen den Tag mit Wein .

Nach 6 Uhr räume ich die kleineres Gerät und Zubehör auf und schließe Wertsachen ein, bevor ich mich zum Micha in den Anhänger lege.

Gegen 8 Uhr sind der Blaufränkische und der Zweigelt sich einig Gassi zu wollen, und um 10 Uhr begrüßt mich knapp 10 Meter neben dem Anhänger ein freundlicher LWK Fahrer, der mit Hilfe eines kleinen Baggers seinen LKW mit Split für die Baustelle an der Staumauer füllt. Das war das Ende der kurzen Augenpflege!

Mit zahlreichen Entfaltungsmöglichkeiten im Gesicht setze ich mich an den Frühstückstisch zu Micha, Paul und Ulli. Nach einem sehr gemütlichen Frühstück machen wir einen kleinen Ausflug zur Pension Piz Buin, um dringliche Angelegenheiten zu erledigen. Auf der Terrasse trinken wir Kaffee als sich Helmut und Andy vom ATMN zu uns gesellen. 

Nach ausgiebigen Sitzungen auf der Terasse und innerhalb des Gasthofs geht es zum Badezimmer in freier Natur, das ist ein Brunnen vor einer Kapelle, danach zurück zum Parkplatz.

Im Schatten des Transitbusses vom Paul wird das Konzept für diesen Bericht verfasst, und ein neues Programm für die folgende Nacht zusammengestellt.

Nach ausgiebiger Nachmittagsruhe, auch ich betrachte für ein Stündlein die Plane des Anhängers von Innen, wird eine  Gulaschsuppe zubereitet.

Paul erklärt sich bereit den Smutje zu stellen und den Inhalt von Dosen mit dem Gaskocher zu erwärmen.

Nach dem Mahl – der Hunger hat den Tellerinhalt bezwungen, betrachten wir aufziehendes Gewölk mit Sorge. Es zieht vom Südwesten - aus der Richtung Schweiz- immer mehr Gewölk über uns.

Paul und Ulli beschließen bei Einbruch der Dunkelheit abzubauen und die Heimreise anzutreten. Micha und ich sind uns einig noch zu bleiben. Um 23 Uhr wird auch langsam aufgeräumt, als es an den 30er geht macht uns Ronald auf einen klaren Himmel aufmerksam.

Schnell ist der 30er wieder einsatzbereit und wir stochern um dunkle Wolken von Objekt zu Objekt. Wir beschränken uns auf einfach zu findende bekannte Objekte.

Das Aufsuchen von  weniger bekannten Objekten durch ständig durchziehende pechschwarze Wolken immer schwieriger. So bleiben die Objekte NGC 6058, IC4593 und Abell 39 im Herkules leider unerreichbar.

Der Perseus Galaxienhaufen wird für Micha nochmals anvisiert, dort blieb der Himmel bis zuletzt konstant frei.

Um 1Uhr zieht der Himmel wieder zu und wir beschließen mit den verbliebenen Mitspechtlern Bernhard und Ronald einzupacken und uns zu verabschieden.

Gegen 1Uhr 30 zur Abfahrt, wie sollte es auch anders sein, grüßen uns wieder alle Sterne vom Himmel.

Nach anstrengender Fahrt heimwärts, es war nicht nur einmal Fahrerwechsel nötig kamen wir um 6 Uhr 30 beim Micha in Hegnach an. Nach Abstellen des Anhängers bin ich um 8 Uhr zu Hause.

Fazit: Eine Nacht unter dunklem Himmel in guter Gesellschaft, die Anreise hatte sich gelohnt. 

Die Bieler Höhe ist nicht das letzte Mal von uns besucht worden. 

Wie es mit dem Anhängerverbot zu bewerkstelligen ist, muss im Vorfeld überlegt werden.

Der Konvoi unterwegs  zum  Silvretta Stausee 

Enge  Kehren sind  Grund für Fahrverbot mit Anhänger

Der Staussee,  rechts davon unser Parkplatz

Hotel Piz Buin , Anlaufstelle für Verpflegung und WC

Auf der Sonnenterasse vom Piz Buin

Unser Teleskop Camp auf dem Parkplatz

Am Abend treffen weiter Sternfreunde aus München ein

Berhard aus Hannover mit 18" Obsession  Dobson

Mit Helmut aus München und seinem 14" Dobson

Der Platzhirsch, unser 30" F4.0 Dobson

6 Zoll Jaegers Kometensucher in der ´Dämmerung

Beim gemeinsamen Frühstück

Unsere Waschmöglichkeit  in freier Natur

Paul beim Anwerfen der Gulaschkanone 

Erstelle deine eigene Website mit Webador