Auf der Insel Lastovo 2010

 

Eine Reise zu dunklen Himmel auf die Insel Lastovo.

Im Jahr 2008 erfuhr ich durch einen Bericht slowenischer Sternfreunde vom dunklen Himmel auf der kroatischen Insel Lastovo. 

Dadurch kam der Wunsch auf, einen Sommerurlaub in Kroatien auf der Insel Lastovo zu verbringen.

Zum Neumond im Juni 2010 war es soweit.
Eine Möglichkeit den weißen Nächten Mitteleuropa zu entfliehen, und unter dunklem Himmel im Süden die Sommermilchstraße zu beobachten. 

Die 1200 km lange Anreise von Stuttgart nach Split ist nahezu vollständig über Autobahnen möglich.

Vor dem Beginn der Reise habe ich mich über die Abfahrtszeiten der Fähren erkundigt,
und das war gutso.

Es gibt täglich nur 2 Auto-Fähren nach Lastovo. Eine davon legt um 10 Uhr 15 in Split ab, Ankunft auf Lastovo nach Fahrplan um 15 Uhr 15

Bei strahlendem Sonnenschein ging die Fahrt auf der Fähre vorbei an den Inseln Brac und Hvar zur Insel Korcula. 

Im Fährhafen Vela Luka, den wir nach 3 Stunden erreichten, wechselten wir auf eine kleinere Fähre. Nach weiteren 1,5 Stunden Fahrt kamen wir auf der Insel Lastovo an der Anlegestelle Ubli an.

Am späten Nachmittag wurde die Insel grob mit dem Auto erkundet. Wir waren im einzigen Hotel der Insel dem „Solitudo“ einquartiert. 

Nach dem Abendessen im Restaurant des Hotels wurde die erste Beobachtungsnacht in Angriff genommen. 

Ich fuhr zur Südspitze, einem kleinem Fischerhafen mit Leuchtturm namens Skrivena Luka (verborgene Bucht) und bog von dort nach Westen in einen kleinen Uferweg ein.

Nach etwa 1 km fühlte ich mich weit genug weg von  Gebäuden und stellte den 8"F5 Reisedobson neben dem Auto auf den unbefestigten Weg.
Ein 6x30 Kronos Fernglas mit 12,5° und das 12x60 Meopta Fernglas mit 5,5° Gesichtsfeld ergänzen die Ausrüstung. 

Beobachtungsbericht vom 8.6.2010:

Gegen 21 Uhr beginnt die Dämmerung, die zuerst sichtbaren Planeten Venus, Mars und Saturn werden mit dem Dob in Augenschein genommen.

Leider wird neben dem Leuchtturm ein Außenlicht eingeschaltet welches meine Adaption stört.
Das Leuchtfeuer des Leuchtturms ist von meiner Position abgewandt und stört nicht.

Ich stelle den Dob in den Schatten der Heckklappe meines Autos und decke diese mit einer lichtdichten Decke ab.

Über der Wasseroberfläche der Adria ist bis auf eine Höhe von 10° Dunst. Trotzdem sind 2 hellere Sterne im nördlichen Zentauren zu sehen.

Mit deren Hilfe und 2 Sternen in der Schlange ist es einfach die Galaxie M83 zu lokalisieren.
Im 8 Zoll Dob sehe ich neben einem sternförmigen Kern mit indirektem Blick 2 Spiralarme.
Die Vergrößerung beträgt mit dem 21mm Pentax XL-Okular 48-fach, der Einsatz des 11mm China-UWA (90 fach) bringt nicht mehr Detail, weil die Spiralarme nur sehr schwach zu sehen sind.

Ich nehme Galaxien im Löwen, darunter M 65+66, NGC 3628 sowie M95+96+105 und NGC3384 sowie NGC 2903 im Kopf und NGC 3344 am Rücken des untergehenden Sternbild Löwe ins Visier.

Über dem Leuchtturm von Skrivena Luka steht um 23 Uhr das Sternbild Skorpion in ungewohnter Höhe.
Die Kugelsternhaufen M4 und M 80 sowie der kleine NGC 6144 sind die nächsten Objekte im Dobson.

Mit den Ferngläsern wird die Milchstrasse vom Schwan bis zwischen Skorpion und Schütze bewundert. Nach vielen Stunden auf den Beinen beschließe ich es dann diesen Abend zu beenden.

Am nächsten Morgen beim Frühstück erkundigten wir uns nach dem Weg zum Beobachtungsplatz auf Hum. Die Abbiegung zum 417 m hohen Berg Hum hatte ich am Vorabend nicht wahrgenommen.

Eine recht alpine Straße mit zahlreichen Serpentinen führt auf Hum, wo sich auch eine Radaranlage der kroatischen Armee befindet. Ein Hinweisschild verbietet Beobachten, Fotografieren und den Zutritt. Rechts davon ein weiteres Schild, das den Weg zum „Heliodrom“ anzeigt.  

Etwa 500 m südöstlich des Gipfels und nur etwa 20 m tiefer befindet sich etwas abseits ein etwa 100x100m großer ebener Landeplatz für Hubschrauber, von welchem herrliche Rundblicke auf die Insel möglich sind. 

Dieser Platz wurde Abends wieder aufgesucht.

Beobachtungsbericht vom 9.6.2010:

Um 21 Uhr bin ich wieder auf dem „Heliodrom“ und stelle den Dobson auf. Am Vorabend hatte ich auf dem Gipfel eine Beleuchtung gesehen und ich stelle mich entgegen der Radarstation hinter dem Auto auf.

Geplagt vom Vorabend habe ich mich mit Autan eingerieben, aber leider nicht beide Handrücken geschützt, was zahlreiche Stechmücken als Einladung zur Landung betrachteten.
In der Not fällt mir 1 Paar Arbeitshandschuhe im Seitenfach des Kofferraums ein. 

Erst mit diesen geschützt ist ein genussvolles Beobachten möglich.

Wie befürchtet,wird um 22 Uhr, kaum ist es richtig dunkel, neben der Radarstation eine Außenlampe eingeschaltet. 

Abseits davon und geschützt durch Heckklappe mit lichtdichter Decke, sind die Objekte meiner Begierde in entgegengesetzter Richtung trotzdem gut sichtbar. 

Das sind die Sternbilder Rabe, Becher, Schlange, Zentaur, und der noch aufgehende Skorpion.

Um 22 Uhr 30 ist es im Süden richtig dunkel.

Der Planetarische Nebel NGC 4361 im Raben ist mein erstes Objekt im 8“ Dobson. Bei 48x ein schwaches Oval, der Zentralstern indirekt zu sehen. Bei 130x recht dunkel, da wäre mehr Öffnung wünschenswert.

Die Antennengalaxien finde ich recht einfach und haben die Form zweier um 90° zueinander angeordneter, sich berührender ovalen Spindeln.

Um die Himmelsqualität besser beurteilen zu können stelle ich NGC 4565 im Coma ein.

Mit dem 8“ Dob ist die Gx schnell gefunden. Es ist der Staubstreifen direkt gut zu sehen.

Nun aber wieder in den Süden zu M83, die Galaxie zeigt an diesem Abend ihre beiden Spiralarme
mit 48facher Vergrößerung deutlicher als am Vorabend, auch im 12x 60 Fernglas ist eine auffällige runde Nebelscheibe zu sehen.

Ca. 3°südlich von M83 versuche ich mich an NGC 5353, einer Zwerggalaxie zwischen Rabe und Zentaur. Mit dem 21mm Pentax ist indirekt eine längliche Aufhellung erkennbar.

NGC 5102 ist eine Galaxie neben dem Stern Jota im Zentaur, beide erinnern mich an Mirach's Geist.
Um die Galaxie zu lokalisieren muss ich den Stern aus dem Gesichtsfeld bringen.

Der Kugelsternhaufen M68 südlich des Raben ist mit 8Zoll Öffnung an diesem Standort ein sehr schönes und lohnenswertes Objekt. Bei 48fach ist ohne Verdichtung zum Zentrum der Kugelsternhaufen zu sehen. Die Randsterne sind aufgelöst, das Zentrum erscheint körnig.

Inzwischen ist es 24 Uhr.
Das kroatische Militär hat die Beleuchtung abgeschaltet und ich stehe nun weit ab jeder sichtbaren Beleuchtung unter einem prächtigen Sternenhimmel.

Der Skorpion kulminiert und es ist Zeit für Blicke in tiefe Deklinationen. 

Der Käfernebel NGC 6302 ist mein nächstes Ziel.

Bei 48facher Vergrößerung finde ich einen kleinen länglichen Nebel, dessen Kontur mit 130fach wie eine liegende 8 erscheint.

 Dieses Objekt hatte ich etwas prachtvoller aus dem Jahr 1994 in Erinnerung. Aber ein Vergleich hinkt, ich war damals auf dem 35.Breitengrad südlich von Agadir in Marokko und hatte einen 10.1" Dobson dabei. 

Ich froh dieses von Mitteleuropa nicht erreichbare Objekt gefunden zu haben.

Prächtig leuchten die Milchstraßenwolken und deutlich treten Dunkelgebiete hervor.
Mit bloßem Auge recht einfach ist der Pfeifennebel zu sehen, das Milchstraßenzentrum im Schützen strahlt in unbekannter Pracht.

Ich kann im Schein der Milchstraße durch Gerhard Stropeks Beobachteratlas blättern und lesen.

Im 6x 30 Fernglas gehen von Stern Rho im Schlangenträger ein zarter Dunkelschlauch aus,
dessen Verlauf bis zu Pfeifennebel zu sehen ist.

Ich erahne auch einen zarter Hauch wo sich der Katzenpfoten Nebel NGC 6334 befinden soll

NGC 6231, offener Sternhaufen bei -42° Deklination schimmert mit 2,6m Helligkeit schwach durch die Dunstschicht über der See.

Die Dunstschicht ist wie am Vorabend etwa 10° hoch.
Bis auf die Sterne Theta und Eta, die beiden Südlichsten Sterne des Skorpions, sehe ich alle hellen Sterne mit dem bloßen Auge.

M7 und M8 sind deutlich hervortretende Aufhellungen. M24 scheint ungewohnt hell als glitzender Barren.

Dunkelschläuche im Trifidnebels sind im 8 "Dobson mit 48fach unter diesen Bedingungen ohne Filter zu sehen.

Dann bleibt fasziniert vom Anblick der Milchstrasse mit bloßem Auge und mit 6x30 Fernglas mit 12,5° Feld der Dobson eine ganze Weile alleine stehen.

Nach 2Uhr 30 kommt auf der See und an der Küste Nebel auf. Jetzt erscheinen Lichthalos über den Häusern vom Dorf Lastovo im NO und Pasadur im NW. Im Südwesten hat sich eine Wolkenwand gebildet.

Nun ist es an Zeit, bevor die Bedingungen sich weiter verschlechtern, nach dem Kometen C2009 R1 Mc Naught zu schauen. Tief im NNO finde ich den Kometen, der nun zwischen den Sternbildern Andromeda und Perseus steht.

Die verbleibenden weiteren 2 Tage auf Lastovo waren tagsüber sonnig aber leider gegen Abend der Himmel immer von Zirren bedeckt.

Tagsüber wurde fast jede Ecke der Insel besucht,
nur an einer Stelle wurde uns durch Schranke und Stacheldraht der kroatischen Armee der Zutritt verwehrt. 

Die Insel Lastovo war bis vor etwa 20 Jahren militärisches Sperrgebiet.

Meine Frau freute sich nun am Abend meiner Gesellschaft. 

So hatte ich nun auch Gelegenheit  Weine von Lastovo zu kosten. Plavac, ein trockener dalmatischer Rotwein war mein Favorit. 

Ich war mit dem Spechteln sehr zufrieden und habe Vieles auf meiner Beobachtungs-Wunschliste abhaken können.

Fazit: Für die faszinierenden Blicke ins Milchstraßenzentrum hat sich die Anreise gelohnt.

Man muss mit etwas Dunst über der See, Windböen auf dem Berg Hum und zeitweise mit Beleuchtung sichtbarer militärischer Gebäude rechnen.

Für kleine bis mittelgroße Teleskope reicht die Heckklappe des Autos und eine lichtdichte Decke zum Abschirmen der störenden Lichter. 

Geschlossene Kleidung und Autan zur Vorbeugung von Mückenstichen sind für nächtliche Excursionen anzuraten. Am ersten Abend haben mich die Mistviecher fast gefressen.

Gerne werde ich Lastovo wieder aufsuchen.
Dann wünsche ich mir 16 Zoll Öffnung für die Nächte auf dem Hum, und eine Taucherbrille mit Schnorchel für das Meer am Tag dabei zu haben. 

Die Menschen auf Lastovo sind zuvorkommend und freundlich. 

Im Hotel „Solitudo“ ist man gut und komfortabel und den Preis wert aufgehoben. Die Weine der Insel und die Speisen sind zu empfehlen.

Wer den Rest der Welt ein paar Tage nicht vermisst, ist auf Lastovo, ein Ort mit vielen Schönheiten, gut aufgehoben.

Im Hafen von Split angekommen.

Die Fähre zur Insel Korcula

Auf der Insel Korcula wird in eine kleine Fähre gewechselt

Insel Lastovo in Sicht

Angekommen auf Lastovo

Auf der Hafenmauer von Zaklopatica

Beobachtungsplatz am Meer nahe Skrivena Luca

Auf dem Heliodrom vom Berg Hum

Blick vom 417m hohen Hum auf die Adria , nach Bari 200km.

Gegen Dämmerungsende auf dem Berg Hum 

Unser Domizil das Hotel Solitudo 

Schloss Lastovo

Der Badestrand vor dem Solitudo

Kleine Tour durch das Dorf Lastovo

Manche schöne Ecken sind erst auf den zweiten Blick zu erkennen

Gestrandet auf Lastovo?  Aber gerne!