28.April 2022 im Truppenübungsplatz Münsingen 

Mit dem Nachtgrabb auf dem Wägele in dunkle Ecken rollen. 

Der erste Ausflug in eine dunkle Stelle innerhalb des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen.

Um 18 Uhr begann meine Fahrt nach Römerstein Zainingen . Gemütlich aus dem Remstal raus über den Schurwald nach Plochingen, Kirchheim/Teck, ins Lenninger Tal und die Grabenstätter Steige hoch auf die Alb.

Gegen 19Uhr 15 traf ich am Sternguckerplatz nahe Römerstein-Zainingen ein. Micha war schon da und innerhalb weniger Minuten wurde ausgeladen, der Transportwagen zusammengesteckt und der Nachtgrabb mit Zubehör aufgeladen.

Dort begann der Spazierweg um die Schranke rein in den ehemaligen Truppenübungsplatz von Münsingen auf der Schwäbischen Alb. Dieser Standort war von Anfang an die Motivation für den Bau des 2.ten Gewandes  für den 16“Dobsons, dem Nachtgrabb mit einem Wägele, der mir auch an anderen Orten zu Gute kommt.

Nach etwas Anstrengung, gut 50 Kilo Gewicht des beladenen Transportwagens die 2 Steigungen auf geschotterten Wegen hochschieben, kamen wir am Beobachtungsplatz an. Das war knapp 1 Kilometer ins Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes zum Turm Waldgreut. 

Ab 20 Uhr war dort das Teleskop einsatzbereit und justiert. Bei Eintritt der Dunkelheit um 21Uhr stieg ich auf dem Turm Waldgreut zum Aufsuchen von Merkur. Tief im Nordwesten fand ich Ihn im Fernglas, etwa 3° unterhalb der Plejaden.

Danach bin langsam und vorsichtig den Turm wieder runter zum Micha gestiegen. Wenn es Dich bei vorgeschrittener Dämmerung die etwas stolperige Gitterosttreppe runterhaut, bleibst Du liegen wie Du gefallen bist, dachte ich mir dabei.

Nach Ende der Dämmerung gegen 22 Uhr wurde die Gegend der Sternbilder Großer Wagen/ Jagdhunde mit dem Dobson abgegrast. Zuerst ging die Route zur Galaxie M51, welche uns schon bei der Aufsuchvergrößerung von 60x mit dem 30mm Leitz Okular Spiralarme zeigte. Bei 200x ( 9mm 100°ES) habe ich schnell und schlampig (Neudeutsch:Quick & Dirty) auf meinem Füssener Astrostuhl sitzend eine Skizze vom Gesehenen angefertigt. Es soll kein Kunstwerk darstellen, dazu bin ich gar nicht fähig, aber das Gesehene festhalten.

M101 war das nächste Objekt, dort habe ich ebenfalls versucht zu zeichnen, aber es ist mir noch nicht gelungen diese schöne Galaxie zeigenswert festzuhalten. Aber es half die erkannten Details der Spiralarme besser mit Micha abzugleichen.

Die schöne Galaxie M106 ein Stück weiter zeigte ansatzweise Ihre spiralförmige Gestalt, war bei 200x etwas schwieriger nachzuführen, weil sie sich zu dieser Zeit genau im Zenit befand.

M94 erschien wesentlich kompakter mit hellem Kern, es war um ein helles Zentrum bei 200x kein weiteres Details zu sehen.

Ganz anders bei der schönen großen Galaxie NGC 4631, dem Heringsnebel. Bei 200x zeigte sie Ihre hübsche exzentrische Gestalt, einem Vordergrundstern und einem runden Begleiter. Das habe ich wieder versucht mit Bleistift und Papier am Okular festzuhalten. Die Form der in der Nähe befindlichen Galaxie NGC 4656-7 , genannt „ der Hockeyschläger“ wurde auch zu Papier gebracht.

Das „schwarze Auge“ der Galaxie M64 war das nächste Ziel. Bei 200x konnte im Okular eine sichelförmige dunkle Struktur in Kernnähe gesehen werden.

Die Nadelgalaxie NGC 4565 wurde neben schönen Sternhaufen Mel 111 als nächstes Objekt eingestellt und wurde bei etwa 130x ( 14mm 100°ES) mit Papier und Bleistift festgehalten.

Dann war der Comahaufen an der Reihe. Mit dem Telrad Finder genau zwischen Denebola und Vindemiatrix gehalten, ist das "Gesicht" schnell gefunden. Es wird gebildet von der Anordnung der Galaxien M84, M86, NGC 4388 und als Nase die kleine NGC 4387. 

Im Aufsuchokular bei 60x haben wir insgesamt 7 Galaxien im Gesichtsfeld gezählt. Ich schob den Dobson die Galaxienkette entlang zu den "Copelands Eyes" dann bis zur Galaxie M88. Für die Übersicht wurde 60x verwendet, für etwas mehr Detail 130x. Abwechselnd haben Micha und ich die Gegend abgefahren, wir haben uns dazu die nötige Zeit gelassen und den Anblick genossen.

Wir sind anschließend auf einen Besuch zu M87 abgebogen und haben 320x und 520x versucht den Jet zu sehen, leider ohne sichtbaren Erfolg.

Auf der anderen Seite des Virgohaufens wurde M99 aufgesucht. Es zeigte uns die schöne Galaxie bei 200x ihre Spiralstrukturen, Detail in den Armen ist für 2 etwas ältere, bereits etwas sehgeminderte Beobachter bereits sehr schwierig auszumachen. Das wäre eher ein Fall für unsere nächstgrößere Sehhilfe, den 30“F4 Dobson.

Vor lauter Gewusel in dieser Himmelsgegend bin ich nicht mehr zu Papier und Bleistift gekommen. Dies wäre auch für meinen Mitbeobachter Micha etwas zu langweilig geworden.

M104 im Süden des Sternbilds Jungfrau war das nächste Ziel. Das ist eines meiner Lieblingsobjekte, welches mich schon vor 30 Jahren mit meinem damaligen 17,5“ Coulter Spiegel begeistert hat. 200-fach war eine schöne und komfortable Vergrößerung um die dunkle Kante der gleichmäßig geformten Spindel gemütlich auf dem Astrostuhl sitzend zu genießen.

Der planetarische Nebel NGC 4361 im Raben wurde im Telrad schnell aufgefunden. Bei 200x sieht man eine blasse Scheibe um einen hellen Zentralstern. Der Einsatz eines OIII Filters zeigte die Scheibe deutlicher brachte aber keinen weiter Gewinn an Detail.

Wir sind danach zum untergehenden Sternbild Löwe abgebogen. Zuerst haben wir die schon etwas tiefe NGC 2903 aufgesucht, die Balkenstrukturen waren unschwer bei 200x auszumachen.

Ein Schwenk zum Triplett beendete unsere nächtliche Tour. Bei 130x sind alle 3 formatfüllend im Gesichtsfeld zu sehen und die untere,"der Hamburger“ zeigt zart einen Staubstreifen auf der Mittellinie.

Der ehemalige Truppenübungsplatz ist im Ländle eine schöne Option um mit adaptierten Augen in Ruhe und stiller Natur den Sternenhimmel zu genießen. Das wird durch die Absperrung auch so bleiben. Fahrradfahrer und Fußgänger dürfen sich auf erlaubten Wegen bewegen. Dazu gehört nun auch ein Wägelchen mit einem gelben 16“Dob namens Nachtgrabb.

Um kurz nach 2 Uhr waren wir mit dem Transportwagen und dem Nachtgrabb wieder außerhalb des Truppenübungsplatzes zum Einladen am Auto. Nach gemütlicher Heimfahrt sind wir um 3 Uhr 30 gut zu Hause angekommen.

Während der Fahrt sah ich im Nordwesten erste Wolken aufkommen. Alles richtig getan. :-))

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