HTT 2008 in Brandenburg

 

Bericht zum Besuch beim Herzberger Teleskoptreffen HTT 2008

Fast 2 Jahrtausende nach der Germanischen Völkerwanderung gelangten die Nachkommen
eines suebischen Volksstammes, der Semnonen, gebildet durch ein Grüpplein von 7 Schwaben aus dem Kreis der Backnanger Sterngucker wieder auf dem von den Vorfahren verlassenen Boden

Sie entscheiden sich nach einer Beratung pünktlich zum 9.HTT in das Land an der schwarzen Elster einzufallen und für die Zeit vom 24.-28 September im Jahre 2008 moderner Zeitrechnung ein cirka 500 m² großes Areal des sandigen Bodens bei Jeßnigk zu belagern.

Trotz heftiger Verteidigung des Areals durch den Platzordner Dietrich und der Gefahr, daß direkt südlich von uns das größte Geschütz, einen 42 Zoll Dobson aufgestellt wird, bauten die Sterngucker aus Backnang am nördlichsten Rand der Wiese ihr Lager auf.

Die Stellung ,bestehend aus Zelten, Tischen und Klappstühlen wurde durch eine Kiste Stuttgarter Wulle-Bier, mehreren Flaschen Wein aus dem Schwabenland, zahlreichen Teleskopen, darunter auch unser 30 Zöller gesichert.

Bereits ersten Abend wurde der Friede zu Jeßnigk mit Ralf, Volker, Marco, Dietrich, Uwe vom Astroteam Elbe/Elster geschlossen und ab 24 Uhr nach dem Aufziehen von Bewölkung bis kurz vor dem Anbruch des nächsten Tages bei außergewöhnlich hoher Luftbefeuchtung gefeiert.

Das begehrte Wullebier aus Stuttgart wurde bis zur Neige zum üblichen Wechselkurs von 1:1 mit Radeberger Pils getauscht. 

Im Laufe des Donnerstags trafen immer mehr Sternfreunde aus allen Richtungen mit Ihren Fahrzeugen, Zelten und Himmelsgeschützen im Land an der schwarzen Elster ein.

Eine große Zeltstadt entstand nahe des Dorfes Jeßnigk.

Im Angesichte der zahlreichen Himmelsgeschütze und einer Überzahl von Zeltbewohner wurde in Jeßnigk und den umliegenden Dörfern die Beleuchtung abgeschaltet und die Fenster der Häuser verdunkelt.

Dies hatte HTT-Chef Ralf Hofner mit dem Landvogt und den Bürgermeistern der Umgebung erfolgreich vereinbart.

Nur ab und zu versuchte ein Einheimischer mit Auto und Licht der Belagerung zu trotzen.

Dank taktisch geschickter Aufstellung gelang es Dietrich und Kollegen diese Vorfälle auf ein Minimum zu reduzieren.

Es konnte am Donnerstag bis zum plötzlichen Aufziehen von Hochnebel gegen 1 Uhr früh sehr erfolgreich teleskopiert werden.

Wir nutzten diese Wetterlage und schöpften in unseren Zelten neue Kräfte durch eine ausgedehnte Augenpflege.

Der Hochnebel (-in südlichen Gefilden bei Veranstaltungen dieser Art auch Kaiserwetter genannt) hielt sich zäh bis in die Mittagsstunden.

Am späten Freitagnachmittag traf Erhard mit seinem gewaltigen 42 Zoll Dobson ein.

Nach erneut erforderlichen und erfolgreichen Friedensverhandlungen wurde der 42 Zöller von Erhard nun westlich unseres Lager aufgestellt.

Zur Sonnenbeobachtung wurde ein großer Folienfilter aufgesetzt und es entstand sehr schnell eine lange Warteschlange hinter dem Binokularen Ansatz.

Parallel konnte die Sonne im H-Alphalicht mit einem 6“ Refraktor und doppeltem 140mm Coronado Filter beobachtet werden.

Das waren sehr spektakuläre Anblicke, die ich nicht so schnell vergessen werde!

Ein schöner Himmel am Freitagabend erhöht die Vorfreude auf eine Beobachtungsnacht.

Freitag und Samstagabend unternahmen wir zusammen mit Daniel Restemeier und Uwe Pilz
eine geführte Tour für die Besucher des Treffens, die im HTT-Skyguide beschrieben war.

Viele Besucher konnten zwischen den Teleskopen lustwandeln, die Planeten Jupiter, Uranus,
und viele Glanzlichter des Deep Sky an unseren Teleskopen von 6 bis zu 30 Zoll Öffnung beobachten.

M8 war das erste Objekt, eingestellt im 6“ Kometensucher bei 25x und im 30“ Dobson bei 150x. Gezeigt wurden oft die Objekte gleichzeitig mit kleiner und großer Öffnung.

M20 ist im 6“ eine neblige Stelle, die im 30“ zum strukturierten Nebel mit 3 Dunkelschläuchen sichtbar anwächst. 

M17 veranschaulicht schön, warum er den Namen Swan-Nebula im kleinen Fernrohr gerecht wird,
im großen Teleskop macht er mit seinen zarten Ausläufern dem Namen Omeganebel die Ehre .

M 16 erscheint im Kometensucher als nebeliger Sternhaufen, im 30“ Dob mit UHC-Filter als „Adlernebel“ NGC4703

Weiter geht es zum Sternhaufen M11 und dann zu den nächsten Objekten die im Skyguide aufgeführt sind, dem Kugelsternhaufen NGC 6712 und dem Planetarischen Nebel IC 1295, die beide auch schon mit dem Kometensucher und UHC Filter im Gesichtsfeld deutlich auszumachen sind.
Beide Objekte konnten dann in unserem 30 Zöller genauer untersucht werden.

Der Planetarische Nebel 6781 im Adler war das nächste Objekt für 6 und 30 Zoll Öffnung
mit kleiner Öffnung als schwache Blase zu sehen, mit 30 Zoll und 150x eine deutliche Ringform,
die am Südrand heller und schärfer begrenzt erscheint, an der nördlichen Seite schwächer und diffuser.

Das nächste Objekt ist M52, dann um 4° nach Norden geschwenkt zu dem kleinen Sternhäuflein Markarian 50.

Mit UHC Filter und etwas längerer Einblickzeit kann als U-förmiges Objekt der Nebel Sharpless 15 im 6“ Kometensucher erkannt werden.

Als Erholung für die Augen stellen wir als Beispiel für ein einfaches Objekt, den Kugelsternhaufen M2 ein, welcher im 30 Zoll Dobson schon fast in den Augen schmerzte.

NGC 7662, der Blue Snowball faszinierte unsere Besucher am 30“ mit seiner hellblauen Farbe.

Als Beispiel für ein grünes Objekt zeigt anschließend ein Schwenk in den Norden zum Sternbild Drache den Cat-Eye- oder auch Count-Down-Nebel NGC 6543.

Bei 240facher Vergrößerung kann man in der hellen grünen Scheibe leicht Zentralstern und Schalenstruktur sehen, mit OIII- Filter Teile des äußeren Halos.

Nicht weit davon entfernt stellen wir NGC 5907 ein, für Fans der Superthin Galaxien ein Leckerbissen.
Bei etwas längerem Verweilen am Okular werden leicht Strukturen im Staubstreifen sichtbar.

Abseits des HTT Skyguides ging es nun mit Wunschobjekten und weiteren sehenswerten Objekten weiter.

Auf Wunsch der Besucher wird der Ringnebel M57 im 30“ Dob eingestellt, bei 380-fach blitzt immer wieder der Zentralstern durch.

Im Schwan wird nun der Cirrusnebel angepeilt.
Der 6“Kometensucher zeigt bei 25x mit UHC beide Nebelbögen und Pickerings Triangular Whisp, daneben im 30“ sorgt die „Hexenhand“ mit hellen Filamenten für Bewunderungsausrufe auf der Leiter.

Weiter geht es zu NGC 7331, im 30“ zeigen wir die Galaxie gemeinsam mit einem deutlich sichtbaren Stefans Quintett im Gesichtsfeld.

Die beiden Spiralen der Galaxie M33 zeigen mehrere Knoten, am Ende des südlichen Spiralarms steht NGC604 als heller länglicher Fleck am Rande des Gesichtsfeldes bei 150-facher Vergrößerung. Eigentlich ist diese Galaxie ein Objekt für mehrere Stunden Beobachtungszeit, um alle Details zu erfassen.

Nun ist es an der Zeit für die Zacken in M31.
Fast im Zenit habe ich den hellen Galaxienkern etwas links außerhalb der Gesichtsfeldmitte gestellt. 

2 Staubstreifen sind als dicke dunkle Balken quer durch das Gesichtsfeld zu sehen.
Eine Steigerung der Vergrößerung auf 240fach zeigt nun jedem Beobachter die als Zacken bekannten dunklen Strukturen entlang des inneren Staubstreifens.

Die schöne Galaxie in Kantenlage NGC 891 wird das nächste Objekt im 30 Zöller. 

Bei 240-fach ist ein schöner dünner Staubstreifen sichtbar.

Während der Galaxienführung am großen Dob, stelle ich im Kometensucher den Nordamerika Nebel ein.

Deutlich sichtbar steht die Struktur zusammen mit dem Pelikannebel im 3°großenGesichtsfeld.

Wir beobachten nun mit 30“ den Irisnebel im Cepheus, der als strukturierter Reflektions Nebel deutlich zu sehen ist.

An NGC7635 , dem Bubble-Nebel ist nur der hellste Teil der Blase sichtbar.

NGC 281, der Pacmen Nebel zeigt dafür schon im 6“ seine Namensgebende Form, im 30“ mit UHC schon die deutlichsten Dunkelstrukturen, die von Fotografien bekannt sind.

PK 104-29.1, auch Jones 1 genannt ist für die Besucher am 30“ ein schönes Bespiel für einen schwachen großen PN, der 2 Verdickungen im Ring zeigt. Für mich ist es der „Galaktische Kopfhörer“.

Mirach`s Geist, die kleine runde Galaxie NGC 404 ist ein helleres einfaches Objekt gemeinsam mit einem blendend hellen Mirach im Gesichtsfeld unseres 30“ Dobsons.

Tief im Süden ist nun die Zeit für den Helixnebel gekommen.

Im 6“ ein kleines Ringlein, welches
inmitten eines 3° großen Feld schwebt, zeigt er sich im 30“ bei 150fach mit Struktur als ein prächtiges Bespiel für einen großen PN.

Als Bespiel für einen kleinen hellen PN stelle ich anschließend NGC7009, den Saturnnebel ein,
der im Kometensucher bei 25“ als kleines grünes Sternchen, im 30“ bei 380fach als helles grünes Oval mit zarten Fortsätzen erscheint.

Direkt neben einer Baumkrone, weniger als 10° über dem Horizont stelle ich NGC 253 ein,
die große Galaxie im Sternbild Bildhauer.
Durch die niedrige Stellung sind die großen flockenförmigen Strukturen im Staubstreifen nur mit schwachem Kontrast sichtbar.

Hohe Luftfeuchtigkeit verhinderte leider erfolgreiche Beobachtung bis zur Morgenstunde,
irgendwann hat meist gegen 2 Uhr die Feuchtigkeit auf Okularen, Filtern und Fangspiegeln die Oberhand gewonnen.

Meinen herzlichen Dank und großes Lob gebührt dem Astroteam Elbe/Elster.

Mit großem Einsatz und guter Organisation und Ihrer Gastfreundschaft ermöglichten Sie über 400 Sternfreunden und Interessierten gemeinsam schöne Tage und Nächte in Jeßnigk unter gutem Himmel zu verbringen.

Die Verpflegung war hervorragend und die Preise genehm.
Die Besucher des HTT sind sehr angenehme Leute und haben mir gut gefallen!

Ein Vergleich mit dem Alpenhimmel war wegen hoher Luftfeuchtigkeit nicht möglich.

Ich möchte das HTT allen Sternenguckern sehr empfehlen! 

Mit dabei waren von den Backnanger Sternguckern im Süden Brandenburgs:

Christoph,Dennis,Erich,Markus,Micha,Mike &Gerd

Die Germanischen Stämme vor den Völkerwanderungen

Der 30" F4.0 aus Backnang

In lustiger Runde mit den Sternfreunden aus Ostdeutschland

Erhard bestand darauf seinen 42" Dobson alleine aufzubauen!

Sonnenbeobachtung mit 108cm Öffnung!

Dietrich vor dem 42 " Dobson

Thomas und die Zeiss Fernrohre mit Holger

Mike beim entspannten Nachmittagsguck 

Ein rares Wolterscope , eine Art Schiefspiegler

Der wunderschöne 14,5" von Dennis Hasenstein 

Beim 24" Selbstbau Dobson von Yves

Manche Teleskopkiste passt nicht mehr ins Zelt

Der 30" Dobson  in Nebelschwaden