Zeiss Fernrohr AS 130/1950
Manchmal gibt es im Leben Gelegenheiten, denen man einfach nicht widerstehen kann.
So geschehen als ich Dank Michael Gutzeit und Rudi Idler 1995 ein neues AS 130 Objektiv aus dem Lagerbestand von Carl Zeiss Jena erstehen konnte. Den unglaublich günstigen Preis für ein Objektiv das einmal 4950 DM gekostet hatte möchte ich her nicht nennen.
Das Objektiv wurde von mir in einen Tubus aus Krüpax von der Firma Krüger und Sohn montiert. Ein zweiteiliger auf der Drehbank gefertigter Adapter mit jeweils 3 Zug -und Druckschrauben ermöglichte eine genaue Justage der Linsenfassung zum Tubus.
Von einem Backnanger Sternfreund konnte ich eine Vixen Saturn Montierung erwerben, das erforderliche Stativ habe ich mit U Profil aus 25mm Multiplex Rotbuche gefertigt. Ich musste dafür eine ganze Platte mit 3 Quadratmetern kaufen. Schwer aber auch sehr stabil ist dieser Unterbau, der einen 2 Meter langen Tubus und 30 Kilogramm Montierung und Gegengewichte zu halten hat.
Mein großer gelber Farbeimer ging beim Lackieren des Fernrohrs kaum zur Neige und es sollte genug gelbe Farbe für weitere Teleskope übrig sein.
So wurde GELB zur Traditionsfarbe meiner Eigenbauten.
Anfangs wurde am hinteren Ende der Röhre ein 2"Okularauszug von Vixen montiert, später durch einen selbst gefertigten stabileren Okularauszug mit 3,5" Durchgang ersetzt.
Mit einem Baader 60°Binoansatz als optionales Zubehör, den mir mein Freund Albert Wacker schenkte, war der Zeiss AS 130 ein feines astronomisches Instrument mit scharfer, kontrastreicher Optik für die Beobachtung von Sonne ,Mond ,Planeten und Sterne.
Ab 1995 habe ich diesen Refraktor samt Montierung und Stativ 90 Kilo schwer im kompakten Peugeot 205 zu Beobachtungsplätzen und zum Teleskoptreffen nach Kärnten transportiert.
Er passte mit 30 cm Backfokus gerade so rein. Die Objektivseite wurde mit einem Kissen vor dem Handschuhfachdeckel gepolstert. Zur der Scheibe in der Heckklappe war am Okularauszug nur wenige cm Platz, der mit einer Wolldecke (schwäbisch Teppich) gepolstert wurde. Der Tubus ruhte während der Fahrt in einer Skitasche mit Gurt gesichert auf den Beinen des Stativs die auf dem Beifahrersitz in schräger Liegeposition lagen.
Jahre später habe ich in unserem Schrebergarten eine Betonsäule gegossen. Darauf stand der Zeiss sehr stabil für die Sonnenbeobachtung und war schneller aufgebaut.
2003, bei der Marsopposition des Jahrtausends habe ich jede Gelegenheit genutzt und Freunde und Nachbarn eingeladen um den Mars mit dem Zeiss Fernrohr zu beobachten. Es war ein besonderes Erlebnis Landschaften des Nachbarplaneten mit Karten zu vergleichen und zu identifizieren. Solis Lacus, das "Auge"auf dem Mars war damals ein spektakuläres Objekt, auch wurde unweit daneben das Valles Marineris ausgemacht. Einmal habe ich auch eine helle Wolke, die Olympus Mons markierte gesehen.
Ich habe mich 2006 mit dem Bau eines Unigraphenansatzes nach Harald Paleske zur Sonnenbeobachtung im H-Alphalicht versucht.
Rainer hat mir 4 Kegelblenden und Tubushülsen gedreht. Ein geeignetes Projektionsobjektiv und eine Irisblende wurden besorgt..
Letzt endlich ist dieses Vorhaben gescheitert, weil ich damals keinen tauglichen f......... H-Alphafilter mit enger Bandweite bekam. Neue Filter waren nicht lieferbar und nach 3 Fehlkäufen von Gebrauchtteilen habe ich dieses Projekt schweren Herzens aufgegeben.
Mit den Jahren bemerkte ich, dass die Abbildungqualität des Objektives nachgelassen hatte.
Wolfgang Rohr bestätigte auf seiner Optischen Bank Astigmatismus, verursacht durch ein gestauchtes Abstandsplättchen zwischen den Objektivlinsen.
Er fertigte aus Zinn neue Abstandsplättchen und brachte in geduldiger und kundiger Handarbeit das Kunststück fertig, mein Zeiss Objektiv wieder auf einen Strehlwert von 0,98 zu korrigieren.
Im Jahr 2010 habe ich den Zeiss AS 130 zugunsten eines flugreisetauglichen 40cm Teleskops veräussert.
90 Kilo Zeiss Fernrohr stehen wie ein Fels in der Brandung

Auf der betonierten Säule im Schrebergarten

Der Unigraphenansatz mit 135mm ERF Filter und Binoansatz

Zeiss AS 130/1950 Objektiv auf der optischen Bank von W.Rohr

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